Mit dem Körper hören

„Ich möchte eine neue Form von physischem Mut vorschlagen,
nämlich dass wir den Körper verwenden
nicht, um uns zu Kraftprotzen zu entwickeln
sondern um unsere Sensibilität zu üben.
Dies beinhaltet,
dass wir die Fähigkeit entwickeln, mit dem Körper zu hören.
Das bedeutet, den Körper zu schätzen
als ein Mittel, um sich in andere Menschen hineinzuversetzen,
als ein Ausdruck für das Ich als etwas Angenehmes
und als reiche Quelle zu Lust und Freude.“

Aus Rollo May „The Courage to create“
gefunden bei Christa Bader-Johansson,
„Motorik und Interaktion. Wie wir uns bewegen – was uns bewegt“, Thieme Verlag, 2000

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Wahrnehmung und Anerkennung

Der Fokus im zweiten Akt, Re: Kognitionen (im Juli 2021)
liegt auf dem Wechselspiel von Erkenntnis und Wahrnehmung. Ganz da in der Nähe liegt auch das Themenfeld der Anerkennung, recognition im Englischen.

Axel Honneth schreibt dazu, „Im Kapitalismus der Gegenwart scheint ein wachsender Teil der Bevölkerung von jeder Möglichkeit abgeschnitten, überhaupt nur Zugang zu den achtungssichernden Sphären der Erwerbswirtschaft und des Rechtssystems zu gewinnen, während der andere, sich darin befindende Teil aus den hier gewährten Entlohnungen in immer geringerem Maße soziale Anerkennung zu schöpfen vermag, weil sich die zugrunde liegenden Prinzipien verunklart oder verdunkelt haben. (…) Soziale Konflikte entstehen (…) dort, wo Menschen glauben, in Ansprüchen benachteiligt oder beschnitten zu werden, die sie im Lichte von allgemein akzeptierten Prinzipien für gerechtfertigt halten. Auf der Grundlage ihrer eigenen normativen Prinzipien kann so in der Gesellschaft eine soziale Dynamik entfacht werden, die auf die Verwirklichung eines in ihr selbst angelegten Potenzials auf moralischen Fortschritt drängt. (…) Das Gemeinsame an diesen verschiedenen Formen des sozialen Konflikts ist jeweils der Ausgang von einer moralischen Empörung, die aus der Erfahrung stammt, nicht in der Weise anerkannt zu werden, wie es die institutionell verankerten Prinzipien nach eigener Auffassung gerechtfertigt erscheinen lassen. Daher vollzieht sich der Kampf um Anerkennung gewöhnlich in Form von Auseinandersetzungen um die Interpretation und Durchsetzung eines historisch noch uneingelösten Anerkennungsversprechens. Nicht beliebige Ansprüche werden geltend gemacht, nicht irgendwelche Forderungen nach Anerkennung erhoben, sondern nur solche, die im Lichte gemeinsam geteilter Überzeugungen und Normen als intersubjektiv begründungsfähig gelten können. (…) Ein wachsender Kreis von Personen hat als „Unterklasse“, bestehend aus Unterbeschäftigten, Schulabbrechern und „illegalen“ Ausländern, überhaupt keinen Zugang zum Rechtssystem oder zur Wirtschaftssphäre, im schlimmsten Fall sind beide Anerkennungssphären gleichzeitig verschlossen. Eine andere, ebenfalls wachsende Gruppe von Gesellschaftsmitgliedern, bestehend vor allem aus prekarisiert Beschäftigten und alleinerziehenden Müttern, verfügt zwar über Teilnahmechancen an allen drei Sphären der Anerkennung, kann aber aus dieser Teilnahme kaum mehr irgendeine stabile Form von Selbstachtung beziehen, weil die Beschäftigungsverhältnisse zu durchlöchert und fragmentiert, die Familienverhältnisse zu zerrüttet oder beziehungsarm sind. Nur ein dritter, immer geringer werdender Kreis von Personen kann unbeschränkt an den Teilsystemen der Familie, des Rechts und der Wirtschaft partizipieren, ohne die dadurch erhaltene Anerkennung allerdings noch als eine Einbeziehung in die Gesellschaft zu verstehen, weil die entsprechenden Statusmittel verstärkt zur Befestigung von gegen die anderen Gruppen gerichteten Barrieren genutzt werden. (…) Über Rechte zu verfügen bedeutet immer weniger, sich einer wechselseitig eingeräumten Ermächtigung zur individuellen Freiheit zu erfreuen, sondern beinhaltet vor allem, die Begehrlichkeiten anderer mit legitimen Mitteln zurückweisen zu können.“

siehe https://www.bpb.de/apuz/33577/verwilderungen-kampf-um-anerkennung-im-fruehen-21-jahrhundert?p=all

Motivationen


Wir (müssten und könnten) wissen, es ist höchste Zeit für einen verantwortungsbewussten Umgang mit unserem Planeten. 

Denn wir leben von der Zukunft.

Mit jedem Tag, den wir dieses jetzige Ressourcen erschöpfende System noch länger aufrecht erhalten, rücken Naturkatastrophen näher. Der Kampf ums Überleben wird härter werden, je länger wir ein nachhaltiges Umschwenken hinauszögern. Diese Pandemie ist ein Vorgeschmack dessen, verursacht durch die territoriale Ausbreitung unserer Spezies Mensch und der daraus resultierenden Vernichtung der Lebensräume von anderen Spezies. 

Was hält uns als Menschheit davon ab, den offensichtlichen Fakten entsprechend verantwortungsvoll zu handeln? 

Mit Hilfe der Naturwissenschaften können wir den Kipppunkt von Ökosystemen berechnen, Schmelzpunkte von Gletschern und steigende Meeresspiegel einschätzen, und vieles mehr. Wir wissen, dass wir sehr kurz vor einem massenhaften Aussterben von einer Diversität an Lebewesen stehen, welches auch unser Überleben bedroht — und handeln aber trotzdem nicht dementsprechend. 

Die Frage stellt sich, begreifen wir uns überhaupt als einen zusammenhängenden Organismus — als eine Menschheit, und auch darüber hinaus, eine Erde? 

Wie können wir unseren Zusammenhang mit den anderen Organismen auf diesem Planeten spürbar nachvollziehen? 

Viel zu viele Menschen sind immer noch (mindestens) so geschäftig wie eh und je; (zu) beschäftigt damit, schnelle Lösungen zu finden und sich selbst zu vermarkten. Manche möchten auf den Mars fliehen, oder sich weiter von der Masse absondern in Elfenbeintürmen. Und die meisten Menschen handeln wahrscheinlich so, wie sie es eben gelernt haben, um im ständigen Wettbewerb mit der eigenen Spezies zu überleben.

Wir sind vereinzelte Dividuen in einer von Übervorteilungsdenken geprägten Gesellschaftsstruktur, die auf einem Mythos gründet; dem Mythos vom unendlichem Wachstum. Das braucht der Kapitalismus, um zu funktionieren. Aber die damit unweigerlich zusammenhängende Ausbeutung von Menschen und anderen Ressourcen fährt unser Ökosystem gerade gegen die Wand.

Und wir schauen in Echtzeit zu. Oder vielleicht schauen wir auch lieber weg. Oder vielleicht tun manche von uns ja auch etwas? Und bestimmt könnten wir noch viel mehr bleiben lassen.

Wir schaffen diese Erfahrungsräume, um mit euch gemeinsam zu erkunden, was wir jetzt besser tun und lassen können.


Fünf Gelegenheiten

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